Aber die sehen doch komisch aus…

Zugegeben, der Anblick von Barfußschuhen wenn man sie das erste Mal probiert, besonders aus der Perspektive von oben, ist schon gewöhnungsbedürftig. Ausdrücke wie „komisch“, „schrecklich“ oder „Entenfüße“ höre ich hier häufig von meinen Kunden. Wir sind es einfach gewohnt, dass Schuhe schmal und vorne abgerundet oder sogar spitz zusammenlaufend sind. Besonders bei Damenschuhen gilt diese Form als besonders schick und feminin. Umso schmaler und zarter, umso besser, quasi. Aber was wir dabei häufig vergessen ist, dass diese Form nicht der Form unserer Füße entspricht. Es ist, wie soviel anderes auch, eine Sache der Eitelkeit. Irgendwann im Laufe der Zeit haben Schuhmacher vorgegeben, dass ein Schuh dann als schön gilt, wenn er zierlich, schmal, spitz, vorne zulaufend oder mit Absatz ist. Und ohne das zu hinterfragen oder uns Gedanken darüber zu machen, welche Auswirkungen es auf unsere Füße hat, haben wir diese Schuhe gekauft und getragen. 

Hinterfragt man aber diese konventionelle Schuhform und macht sich Gedanken darüber, was das für seine Füße bedeutet, bei jedem Schritt eingeengt und in eine vorgegebene, nicht der Fußform entsprechende Form gedrückt zu werden, überzeugt das Konzept der Barfußschuhe schnell. 

Vielleicht ist es an der Zeit, die vorne zulaufende oder gar spitze Form von Füßen in konventionellen Schuhen als so unrealistisch und „komisch“ anzusehen, wie sie in Wirklichkeit ist. Und die breite Form von Barfußschuhen als „normal“ anzuerkennen, weil sie genau das ist. Unsere Füße sehen in Barfußschuhen nämlich nicht aus wie Entenfüße, sondern eben wie ganz normale, gesunde Füße eines Menschen

Um es noch ein wenig anschaulicher zu machen, möchte ich gerne als Vergleich das Korsett heranziehen. Das Korsett wurde für lange Zeit eingesetzt, um den Brustkorb und die Rippen von Frauen zusammenzuschnüren, um eine schmale Taille zu erzielen. Trotz bedenklicher gesundheitlicher Schäden, zum Beispiel Deformationen des Brustkorbes oder Organverschiebungen, wurden Korsetts von sehr vielen Frauen getragen. Es wurde also die Eitelkeit über die Physiologie gestellt. Bis sich dann die Reformkleidung verbreitete, die es Frauen (und auch Männern) ermöglichen sollte, sich freier zu bewegen, indem hinderliche und einengende Teile weggelassen wurden.

Das Tragen eines Korsetts mag im Vergleich zum Tragen von konventionellem Schuhwerk zwar extrem erscheinen, aber bei beiden Kleidungstücken wird der menschliche Körper aus ästhetischen Gründen in eine unnatürliche Form gezwängt, was zu Fehlstellungen führen kann.

Also vielleicht sehen wir die Form konventioneller Schuhe in ferner (oder naher) Zukunft als ebenso absurd an, wie das Tragen eines Korsetts?